Lernstile – Mythos oder Wahrheit?

Lernstile klingen plausibel – doch die Wissenschaft entlarvt sie als Mythos. Was bei eTrainings wirkt, sind andere Ansätze.

Wer sich – wie wir bei breed.design – mit Lernen beschäftigt, stößt irgendwann auf das Thema „Lernstile“. Die einen lernen angeblich am besten über (Bewegt-)Bilder, die anderen über Sprache, wieder andere während sie sich bewegen. Klingt einleuchtend. Doch was sagt eigentlich die Wissenschaft dazu?

Wir haben uns dazu unter anderem das hervorragende Paper „Learning Styles: Concepts and Evidence“ von Pashler et al. (2009) zu Gemüte geführt. Die Autoren nehmen das populäre Konzept der Lernstile wissenschaftlich auseinander – und ihre Bilanz ist erstaunlich eindeutig: Es gibt keinen belastbaren Nachweis, dass das Lernen objektiv besser funktioniert, wenn wir exakt auf die individuellen „Lernstile“ Rücksicht nehmen.

Was sind Lernstile überhaupt?
Lernstile sind die Vorstellung, dass Menschen bestimmte Arten der Informationsaufnahme bevorzugen – und dass ihr Lernen erfolgreicher wird, wenn man den Unterricht an diese Präferenzen anpasst. Also zum Beispiel: Der „visuelle Lerntyp“ profitiert angeblich am meisten von Schaubildern, der „auditive Lerntyp“ von Hörmaterial, usw.

Was sind die Kritikpunkte?
In dem Paper wird nachvollziehbar dargelegt, dass zwar viele Menschen Präferenzen angeben (z.B. lieber mit Bildern lernen), die aktuelle Forschung aber keine Vorteile zeigt, wenn Lernmethoden an diese Präferenzen angepasst werden. Viele Studien messen zwar Präferenzen, aber es zeigt sich nicht, dass sich diese Präferenzen auch auf objektiv erfolgreiche Lernergebnisse übertragen lassen. Studien, die methodisch geeignet wären, liefern keine oder sogar widersprüchliche Ergebnisse. Daher sollte man eine ehrliche Bestandsaufnahme machen: Lernstile eignen sich nicht als Fundament für moderne Didaktik – so überzeugend das Versprechen auch klingen mag.

Warum ist das so ein großes Thema?

Obwohl der Nachweis fehlt, sind Lernstile ein Dauerbrenner – sowohl bei Lehrenden als auch in der Aus- und Weiterbildung. Es gibt unzählige Tests, Fortbildungen und Bücher zum Thema. Der Wunsch, auf individuelle Lernbedürfnisse einzugehen und diese in einfache Kategorien zuzuordnen, ist nachvollziehbar, leider aber nicht zielführend. Anstatt Ressourcen und Zeit in Methoden zu investieren, deren Wirkung nicht belegt ist, wäre es sinnvoller, den Fokus auf allgemein wirksame didaktische Prinzipien, differenzierte Aufgabenstellungen und unterstützende Begleitung aller Lernenden zu legen.

Was ist die bessere Alternative?

Bei breed.design setzen wir daher nicht auf Lernstile, sondern auf didaktisch und wissenschaftlich belegte Methoden, die nachhaltiges Lernen wirklich fördern:

  • Aktives, exploratives Lernen: Lernende werden angeregt, selbst zu denken, zu experimentieren und Probleme zu lösen – anstatt nur passiv zu konsumieren.
  • Interaktive Elemente und Übungen: Quizze, Simulationen, Reflexionsaufgaben oder praxisnahe Cases sichern den Transfer.
  • Storytelling und praxisnahe Fallbeispiele: Geschichten und reale Szenarien machen Lerninhalte greifbar und sorgen für nachhaltige Verankerung im Kopf.
  • Microlearning & klare Struktur: Lernen findet in kleinen, verdaulichen Einheiten statt, mit klaren Zielen und nachvollziehbarem Weg. Diese Strategie nimmt insbesondere auch Rücksicht auf die immer kürzere Aufmerksamkeitsspanne in unserer überladenen Welt.
  • Feedback und soziales Lernen: Regelmäßige kleine Tests, Peer-Interaktion oder moderierte Foren fördern den Lernerfolg nachgewiesenermaßen.

Unser Fazit: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Wir sehen jeden Tag, wie unterschiedlich Menschen lernen. Dabei sehen wir, dass Motivation, Vorwissen und die Wiederholung des Gelernten eine viel größere Rolle spielen als ein angeblich fester Stil. Eine bloße Präferenz reicht unserer Ansicht nach nicht aus, nachhaltiges Lernen zu fördern. Bei breed.design setzen wir deshalb konsequent auf Methoden, die nachweislich wirken – damit Lernen Wirkung entfaltet, unabhängig von kurzlebigen Hypes.

Quellen: Pashler, H., McDaniel, M., Rohrer, D., & Bjork, R. (2008). Learning Styles: Concepts and Evidence. Psychological Science in the Public Interest, 9(3), 105-119. https://doi.org/10.1111/j.1539-6053.2009.01038.x

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