Interleaving im E-Learning

Interleaving im E-Learning steigert Transfer & Kognition

Interleaving im E-Learning: Wie Aufgabenvielfalt den Lerntransfer stärkt

Interleaving im E-Learning ist mehr als ein didaktischer Trend – es beschreibt einen evidenzbasierten Ansatz zur Verbesserung des Lerntransfers durch systematische Aufgabenvielfalt. Wer digitales Lernen gestaltet, steht vor einer entscheidenden Frage: Wie lässt sich das angeeignete Wissen so vermitteln, dass nachhaltig wirkt und in der Praxis angewendet wird? Eine Antwort liefert das sogenannte Interleaving – ein Konzept, das sich durch gezielte Mischung verschiedener Aufgabentypen innerhalb einer Lerneinheit auszeichnet und die Vorteile blockierter Wiederholung deutlich übertrifft1.

Was ist Interleaving im Lernkontext?

Interleaving ist eine Lehrmethode, bei der Lerninhalte nicht blockweise, sondern in gemischter Reihenfolge präsentiert werden. Anstatt z. B. mehrere Aufgaben zu einem Thema hintereinander zu bearbeiten (Blocked Practice), kombiniert Interleaving verschiedene Typen, Schwierigkeitsgrade oder Themen systematisch innerhalb derselben Einheit. Diese erhöhte kognitive Anforderung sorgt nicht etwa für Überforderung, sondern für sogenannte „Desirable Difficulties“ – also erwünschte Schwierigkeiten, die nachhaltiges Lernen fördern2. In digitalen Lernformaten lässt sich Interleaving besonders flexibel abbilden – etwa durch adaptives Aufgabenmanagement, multimediale Modulgestaltung oder intelligent choreografierte Lernsprints.

Wie Interleaving den Lerntransfer verbessert

Im Zentrum der Wirksamkeit steht der Lerntransfer: Disziplinübergreifend zeigen Studien, dass Lernende mit interleaved Practice nicht nur kurzfristig besser erinnern, sondern Gelerntes flexibler auf neue Kontexte übertragen können3. Die Ursache liegt im sogenannten „Discrimination Process“ – der Fähigkeit, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Aufgaben zu erkennen. Wer z. B. in Mathematik nicht nur Brüche dividiert, sondern diese Aufgaben mit Prozentrechnungen oder Geometrieaufgaben mischt, entwickelt ein tiefergehendes Inhaltsverständnis. In digitalen Lernsettings entstehen daraus authentische Problemlösungsfähigkeiten – ideal für Corporate Learning oder kompetenzorientierte Hochschuldidaktik.

Aufgabenvielfalt gezielt inszenieren

Aufgabenvielfalt ist kein bloßer Wechsel der Fragestellungen – sie verlangt intentionalen Aufbau. Erfolgreiches Interleaving kombiniert unterschiedliche Aufgabentypen (Reproduktion, Transfer, Reflexion) sowie verschiedene Kontexte und Schwierigkeitsgrade. Dabei ist entscheidend, dass diese Abwechslung didaktisch gesteuert und lernzielorientiert inszeniert wird. Idealerweise bieten E-Learning-Plattformen oder die Strukutr eines E-Trainings diese Voraussetzungen: Adaptive Lernpfade, Branching-Szenarien oder mikrosegmentierte Übungen lassen sich flexibel kombinieren, ohne den Lernenden zu überfordern. Die Kunst besteht darin, sinnvolle Kontraste zu schaffen – so entsteht kognitiver Mehrwert statt bloßer Variation.

Interleaving vs. Blocked Practice: Ein klarer Befund

Vergleichsstudien wie die von Rohrer & Taylor zeigen eindeutig: Lernende, die mit Interleaving lernen, schneiden bei Tests zum späteren Wissenstransfer deutlich besser ab als jene, die in geblockten Formaten unterrichtet wurden1. Der Grund liegt in der höheren kognitiven Aktivierung, die Interleaving erfordert. Während Blocked Practice zu einem trügerischen Gefühl von Kompetenz führt („Illusion of Mastery“), zwingt Interleaving zur aktiven Auswahl der richtigen Lösungsstrategien – auch unter wechselnden Bedingungen. Im E-Learning schafft das eine solide Basis für Transferleistungen, Problemlösen und langfristige Veränderungen im Arbeits- und Lernverhalten.

Wie Interleaving konkret umgesetzt wird

Die Umsetzung von Interleaving im E-Learning beginnt auf der didaktischen Ebene: Didaktiker erstellen Curricula, die Aufgaben nicht thematisch zusammenfassen, sondern gezielt mischen. Dabei sollten zwischen den Aufgaben klare Unterschiede bestehen – etwa in Methode, Kontext oder kognitivem Anspruch. Plattformseitig liefern inzwischen viele Learning Management Systeme entsprechende Funktionen: Randomisierungsalgorithmen, Aufgabenpools oder modulare Kursstrukturierung ermöglichen Interleaving auch in komplexen Lehrumgebungen. Wichtig dabei: Lernende müssen erkennen, dass Aufgaben nicht nur zufällig gemischt sind, sondern sollen explizite Hinweise auf die Gründe erhalten.

Didaktische Empfehlungen für die Praxis

Für eine erfolgreiche Integration von Interleaving E-Learning in die Praxis empfehlen sich folgende Strategien:

  • Verknüpfen Sie unterschiedliche Aufgabentypen (z. B. Reproduktion + Transfer)
  • Nutzen Sie kognitive Kontraste – etwa scheinbar ähnliche Aufgaben mit unterschiedlichem Lösungsweg
  • Implementieren Sie Hinweise, damit Lernende den Sinn verstehen
  • Ermöglichen Sie Feedback, das auf Entscheidungsprozesse eingeht, nicht nur auf das Ergebnis
  • Nutzen Sie Plattformfunktionen zur adaptiven Mischung von Aufgaben

Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass Interleaving in digitalen Lernumgebungen nicht zum Selbstzweck verkommt, sondern maximal transferfördernd eingesetzt wird.

Typische Fehler und Dos and Don’ts beim Einsatz von Interleaving

Viele Lernplattformen implementieren Interleaving zu vage oder ohne echtes Aufgabenmixing – ein häufiger Fehler. Vermeide Standard-Quizmodi mit monoton aufeinanderfolgenden Fragen. Stattdessen sollten die Aufgabenblöcke nie länger bei einem Typ verweilen. Ein weiterer Fehler ist die Überforderung durch zu große Komplexität: Interleaving benötigt eine didaktisch sinnvolle Progression. Starte mit leichteren, kleinen Aufgabenwechseln und steigere die Vielfalt progressiv. Kontrollierte Variation schlägt Chaos. Darüber hinaus ist es sinnvoll, Lernende über das Prinzip und den Nutzen von Interleaving zu informieren und ihnen so eventuelle Verunsicherung zu nehmen.4

Fazit: Interleaving als Schlüsselstrategie für nachhaltiges Lernen

Interleaving E-Learning ist nicht nur ein methodischer Kniff, sondern ein zentraler Hebel für tieferes Verstehen, besseren Lerntransfer und langfristige Wissensvernetzung. Gerade in digitalen Formaten eröffnet sich durch Aufgabenvielfalt eine enorme Wirksamkeit: Lernprozesse werden authentischer, kontextnäher und kognitiv anspruchsvoller. Es ist an der Zeit, Blockunterricht und Reinforcement-Schemata zu überdenken – und Interleaving als neues didaktisches Paradigma zu etablieren.

Bei breed.design versuchen wir die Erkenntnisse rund um Interleaving, Kognition und Transfer gezielt für unsere modularen Micro-Learnings zu nutzen: Interaktive, segmentierte E-Learning-Module, klare Transferszenarien und bewusst eingesetzte Aufgabenvielfalt fördern so nicht nur Verständnis, sondern auch echte Anwendungskompetenz. Hier finden Sie Beispiele aus unserer Praxis.

Fußnoten

  1. Rohrer & Taylor (2007). The Shuffling of Mathematics Problems. Instructional Science, 35(6), 481–498. Originalstudie. ↩︎
  2. Mehr dazu unter Learning Scientists (2017). ↩︎
  3. Siehe: InnerDrive (2023). ↩︎
  4. Third Space Learning (2023). How to Use Interleaving to Foster Deeper Learning. ↩︎
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